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Wasseraufbereiter schädlich?

Begonnen von Andrea, August 18, 2015, 21:18:43

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Andrea

Hi Aquatreffler,

anlässlich Darjas Sorge, dass Wasseraufbereiter und Aquarienpflanzendünger für Ihre Axolotl gefährlich sein können, hab ich mal recherchiert und einiges zum Thema Chelate (in Wasseraufbereitern und Düngern) gefunden.
Diese sind wohl das eigentliche Problem für Amphibien und evtl. auch für andere Lebensformen (auch Fische?).

Hier mal als Denkanstoß ein Link zu einer von vielen Diskussionen über Nutzen/Schaden von Wasseraufbereitern:
http://www.forum-haustiere.de/aquaristik-s-wasser/diskussion-ber-wasseraufbereiter-these_56606.html

... und speziell auf Axolotl bezogen:
http://www.axolotl-online.de/html/wasseraufbereiter.html

Wasseraufbereiter verwende ich selbst schon seit Jahren nicht mehr, Dünger für Aquarienpflanzen aber schon regelmäßig.
Was sind Eure Erfahrungen?

Viele Grüße

Andrea
Wußtet Ihr schon?
Halophile Bakterien leben überwiegend saprophytisch; es gibt jedoch auch phototrophe Formen.
Die Minorität ist obligat, das Gros lediglich fakultativ bis gar nicht -ergo tendenziell opportun- pathogen.
  ;)

Wäre es nicht adäquat, den Usus heterogener Termini zu minimieren?

janus38

Hallo Andrea,
hatte ja bereits Gelegenheit zur Vorrecherche. Also.


Insbesondere die Beschreibung zum EDTA läßt mich da aufhorchen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies bei wechelwarmen (kaltblütigen) Tieren eine große Rolle spielt, da hier eine gänzlich andere Zusammensetzung des Blutkreislaufs erforderlich ist. Die genaue Ausprägung kann ich zwar auch nur glauben und selbst nicht nachvollziehen, da mir hier eine tierfachärztliche Ausbildung fehlt, sofern die mal reichen würde. Die verlinkte Abhandlung ist ziemlich komplex gehalten, wenn man das wirklich alles nachvollziehen will. Die Strukturangaben und Formeln erscheinen mir plausibel, ob die allerdings so überhaupt richtig interpretiert und angewandt wurden, vermag ich nicht zu sagen.


Letztlich muss ich auch bei der genauen Zusammensetzung von Wasseraufbereitern und deren gänzlicher Wirkungsweise weitestgehend passen. Abgesehen von der Bindung von Schwermetallen und Chlor (und Derivaten) kenne ich keine genauere Wirkmethode.


Was sind die -mir- bekannten Fakten?


- Das enthaltene Vit-B und andere Komplexe wirken durchaus auch beruhigend undförderlich auf die Schleimhäute der Fische und können sowohl Transportstreß wie auch manche Erkrankungen günstig beeinflussen. Das habe ich zumindets für L-Welse und Malawi-Cichliden selbst nachvollzogen und kann das bestätigen. Dabei kam bei Barschen das Aquatan von Sera, bei Welsen das Sera Dark Water und das Amtra Pro Nature zur Anwendung.
- L-Welse wie auch die meisten anderen Tiere scheinen das Amtra ProNature am besten zu mögen. Die Tiere erscheinen wesentlich agiler, reagieren besser und balzen stärker bei der Zugabe von Amtra PN nach größeren Wasserwechseln. Während den Barschen der Wasseraufbereiter egal zu sein scheint und sie auch tolerieren, wenn das Wasser durch die Zugabe von huminhaltigen WA brauner wird, bevorzugen andere Südamerikaner und Westafrikaner klar derartige Wasseraufbereiter.
- Der Wasseraufbereiter mit der besten Kosten-/Nutzen Bilanz bildet demnach Amtra PN. Mit rund 40-50 Euro erhält man einen Aufbereiter für ca. 20' Liter Wasser. Die o.g. Erfahrungen machen ihn bei mir zum Mittel der ersten Wahl.
- Die Dosierung von Amtra PN erfolgt sehr genau und sparsam, wogegen andere Aufbereiter wesentlich stärker zugegeben werden und deutlich nach Chemie und Vit-B riechen (zugegeben keine wissenschaftliche Analyse).
- Die Zugabe von WA bei mineralarmen oder mineralfreien Wassern ist sinnlos und deren Schädlichkeit durch die Reaktion mit wichtigen Spurenelementen, Düngern bis hin zum eisenhaltigen Hämoglobin ist vorstellbar und daher zu vermeiden. Wenn keine passenden Bindungspartner (= die zu bindenden Stoffe) vorhanden sind, wird der zweit- oder drittbeste Molekularpartner gesucht, bis die Wirkung neutralisiert ist. Dabei können auch biologisch relevante und gebundene Stoffe angegriffen werden, was dementsprechend schädlich für den Organismus ist.
- Die Reaktionen erfolgen -vereinfacht gesagt- in der Reihenfolge der typischen Elektronennegativität, die sich aus der Ordnungszahl und der jeweiligen Hauptgruppe ableitet. Da die Stoffe i.d.R. molekular gebunden und nicht unverdünnt im Wasser vorhanden sind, spielen die komplexen Bindungsverhältnisse eine wesentliche Rolle. Alleine hierfür kann man wohl ein gescheites Buch fressen und hat dann immer noch erst die Grundlagen.
- In meinem aktuellen Buch über Meerwasseraquaristik wird extrem detailliert auf die einzelnen Zusammenhänge zwischen den Elementen der Haupt- und Nebengruppen eingegangen, sowie die Unterschiede zwischen Nicht-, Halb- und Metallen selbst. Zugegeben, die Zusammenspiele im Meerwasser mögen noch komplexer sein, aber sind Schritt für Schritt nachvollziehbar und verdeutlichen, dass wir alle als Laien niemals dieses System in Gänze verstehen können. Ein Gefühl dafür kann man aber durchaus entwickeln und einzelne Zusammenhänge ableiten und verstehen lernen. Das ist teils einfach, teils schwer und auch vom persönlichen Ausgangspunkt abhängig. Aber ist jemand, der das alles versteht, auch automatisch der bessere Tierhalter?? Wir haben es mit Theorie und nicht Tellington-Jones zu tun.
- Mir selbst machen diese Dinge Spaß und sie fordern mich heraus, oft helfen sie mir auch weiter. Aber wenn ich ein krankes Tier habe, werde ich mich immer mehr auf meine Erfahrung, Euren/unseren gemeinsamen Rat und dann erst auf derartige Theorie verlassen. Meist haben wir auch nur eingeschränkte Möglichkeiten, derartige Theorien nachzuvollziehen und zu analysieren.


Fazit
- Beste Wasserergebnisse sind stets kontrollierbare Wasserbestände. Daher arbeiten wir hier mit Erfolg mit Osmose OHNE Leitungswasserverschnitt. Den halte ich für allerletzten Quatsch, außer, man hat extrem weiches und mineralarmes Wasser und muss Zuchtbedingungen für Südamerikaner einstellen.
- Bei dem schlechten Wasser hier findet jeder Aufbereiter (für die Barsche nutze ich zur Zeit noch den von Zajac für 18,99/5 Liter) und Inhaltsstoff seinen Antagonisten, ohne Aufbereiter kann ich beobachten, dass es den Tieren schlechter geht nach einem Wasserwechsel.
- Die restlichen Becken füllen wir nur mit Osmosewasser und dem jeweiligen Mineral für Garnelen, Sulawesi, Neocaridina und Bienengarnelen. Die Tiere danken es seit dieser Umstellung mit konsequenter Gesundheit, hoher Vermehrung und Agilität. Für mich kommt keine andere Haltungsart und Wasserbereitstellung für diese zarten Tiere mehr in Frage.
- Die genaue Klärung der Wirkungsweise von Aufbereitern werde ich mal im Herbst mit einem Experten und Doktoren für Wasserinhaltsstoffe und Biologie erörtern, sobald ich ihn wieder sehe. Als jahrzehntelanger AQ-Besitzer und Experte in dieser Tierhaltung habe ich großes Vertrauen, da eine brauchbare, ehrliche und fundierte Antwort zu bekommen.
- Die Tiere haben alle eine mehr oder weniger große Toleranz, die jedoch durch die angeborenen und dann während der Aufwuchsphase ausgeprägten Eigenschaften der Organsysteme gefestigt wird. Daher kann man ausgewachsene Tiere viel schwieriger bis gar nicht mehr an gänzlich andere Wasserwerte gewöhnen, als Jungtiere. Das, obwohl man sie vielleicht damit sogar näher an das natürliche Habitat heranführt als mit dem Aufzuchtwasser.


Übrigens: An unserem ersten AQ-Standort in Idstein-Walsdorf hatten wir GH5, KH3. Dort waren Wasseraufbereiter, Mineralsalze und Osmose unnötig, allen Tieren ging es prächtig. Hier in LM (KH24, GH 26) würde ich am liebsten auch das Malawibecken mit Osmose fluten, was aktuell nur an Preis, Lieferkapazität und mangelnder Lagerung des Wassers scheitert. Den Tieren geht es in weicherem Wasser deutlich besser als bei diesem Werten. Wer mir jemals nochmal damit kommt, dass Malawi "Hartwasserfische" sind, hat keine Ahnun von den Tieren und sollte besser die Klappe halten, und sich über die tatsächlichen Wasserwerte im See informieren.
Von Welsen ver(b)arscht, vom Regenbogen gefischt...

www.deppenapostroph.info