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Behandlung: Amanogarnele (Caridina multidentata) bakterieller, äußerl. Infekt

Begonnen von janus38, Mai 21, 2016, 16:49:49

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janus38

Von dem Verlauf habe ich leider keine Bilder angefertigt, die wesentlichen Punkte werde ich aber beschreiben:

Wir entdeckten eine Amanogarnele mit roten, verdickten Stellen an beiden Teilen des Rostrums, am 3./4. linken und seitlichen Abdominalsegment.

Ebenso waren einige Gelenksegmente der Schreitbeine gerötet und leicht verdickt. Im Krankheitsverlauf verlor die Garnele die beiden kurzen, fixen Antennenpaare am Rostrum, ebenso Teile der Schreitbeine.

Es gelang uns, diese in einem 25 Literbecken zu isoliere, das Verhalten war weitestgehend noch aktiv, das Tier bewegte sich deutlich durch das Becken und nahm auch angebotenes Futter zu sich. Unterschlupfmöglichkeiten wurden gerne angenommen, beim Beleuchten mit einer Lampe entzog sie sich aktiv dem Licht und reagierte auch sonst aufgeweckt (artentypisch) auf äußere Reize.

Die Wasserwerte im Behandlungsbecken (40x25x25) stellten wir wie nachfolgend ein:
1/2 aus Haltungsbecken
1/2 aus Osmose mit Mineralzugabe (Beeshrimp Bienengarnelensalz GH+)

Das Becken wurde in der Temperatur vom Haltungsbecken (26°) auf rund 24° abgesenkt, um das Tier zu schonen und die bakterielle Ausbreitung zu verlangsamen.

Als erste Gegenmaßnahme wurde ein Söchting Oxydator mit zwei Katalysatoren und einer 6% Mischung H2O2 eingebracht, was Giftstoffe und Keime durch eine hohe Redoxbasis im Becken minimiert. Kein aktiver Filter oder Beleuchtung, nur einen Luftheber mit Schwamm, um Schwebstoffe einzusammeln und das Wasser umzuwälzen.

Aufgrund der weiteren Progredienz (zunächst waren nur die Spitzen, später das gesamte Rostrum befallen, der seitliche Fleck weitete sich auch aus) beschloss ich, ein AB einzusetzen. Aufgrund der Erscheinungstype und des Verlaufs erschien Nifurpirinol (Furanol2, nicht mehr im Handel) das Mittel der Wahl. Die Behandlung begann einen Tag später, entgegen der Beilage entschied ich mich, parallel den Oxydator im AQ zu belassen.

Nach fünf Tagen und minimalster Fütterung erfolgte der etwa 30% Wasserwechsel, keine Nachdosierung. Als Frischwasser kam aufmineralisiertes, frisches Osmosewasser zum Einsatz.

Die Garnele zeigte weiterhin regen Anteil und der Krankheitsverlauf stoppte. Die Bakterien schienen sich zu verkapseln, es entstand an allen betroffenen Stellen eine leichte Beule. In der zwischenzeit büßte sie beide festen Antennenpaare ein, sowie Teile der Schreitbeine. Dennoch schien sie emsig unterwegs zu sein, minimale Futtergaben nahm sie an (1-3 Kugeln Novoprawn je Tag).

Nach dem ersten WW erfolgte eine Häutung, die Bakterien schienen an der Exuvie verblieben zu sein. Die frische Garnele zeigte an den zuvor betroffenen Stellen keine Auffälligkeiten mehr.

Eine weitere Nachbehandlung erfolgte nicht, die Exuvie wurde umgehend entfernt.

In weiteren Schritten wurde das AB komplett durch WW entfernt und die Garnele "aufgepäppelt" mit reichlicher Futtergabe. Trotz fehlender Antennenpaare und Teilen der Schreitbeine war sie emsig unterwegs. Nach einer weiteren Häutung beließen wir sie noch einige Tage in dem Becken und setzten sie dann mit gewohnter Umgewöhnung zurück in das Haltungsbecken.

Inzwischen hat sie offenbar weitere Häutungen durchlaufen und bildet neue Antennenpaare aus, sowie Schreitbeinsegmente. Es geht ihr gut und sie scheint die Erkrankung gut überstanden zu haben.

Fazit
Entgegen der einschlägigen Literatur ist eine Garnele sehr wohl und gut behandelbar bei einem solchen Infekt. Man muss einräumen, dass äußere Infekte besser zu behandeln sind, als innere Infekte. Jedenfalls ist eine Behandlung möglich und kann wie beschrieben erfolgen. Bei der Wahl des Mittels sollte man sich daran orientieren, mit welchem Erregerstamm man es zu tun haben könnte. Nifurpirinol ist vorwiegend gegen grampositive Bakterien wirksam (nur die Aeromonas sind gramnegativ), typisch für alle beschriebenen Arten ist eine zentrale Häufung der Infektionsstelle und eben keine starke Expansion der Infektstelle. Vielmehr treten weitere, abgelegenere Infekte auf (wie hier an Rostrum und Schreitbeinen).

Die Heilung bei Krustentieren erfolgt anscheinend gänzlich anders als bei Wirbeltieren, hier wäre die Stelle durch Schließung von innen nach außen verheilt, die Garnele entledigte sich der Erkrankung durch mehrere, kurz hintereinander erfolgende Häutungen. Die Behandlung mit Oxy scheint ein sehr probates Mittel darzustellen, was auch für die Wirksamkeit von Ozonisatoren und / oder Twinstargeräte http://www.amazon.de/Twinstar-SHRIMP50/dp/B00YGPBQE4 spricht.

Ähnlich wie UV-Filter halten diese die Keimzahl gering. Während der UV-Filter gegen viele im Wasser befindlichen, biologischen Stoffe wirkt, erhöhen diese Hilfsmittel auf günstige Art enorm das Redoxpotential im Wasser. Die Anschaffung mag zunächst teuer erscheinen, jedoch stammen viele unserer Tiere aus stark durchströmten Bächen mit einem sehr hohen Sauerstoffanteil, dagegen ist jede unserer Strömungspumpen ein Witz.

Durch Oxydatoren, Twinstar und Ozongeräte kann man sich ein Stück näher an die Lebensräume der Tiere annähern, ein UV-Gerät erhöht drastisch die Stromkosten für Lampe + Pumpe, wogegen die anderen Geräte nahezu wartungsfrei agieren und nur sehr wenig Strom benötigen. Zudem sind sie gänzlich unbedenklich auch bei frisch geschlüpften Garnelen, wogegen auch eine Pumpe und ein UV-Klärer nicht viel von übrig lassen.

Ich werde jedenfalls wieder verstärkt mit Oxydatoren arbeiten und erwäge auch die Anschaffung eines Twinstars. Ein Hinweis auf eine gute Wirksamkeit der Twinstar ist für mich Ebay: Häufig werden solche Geräte gekauft, getestet und landen ggf. wieder im Auktionshaus. Die Anzahl der Gebrauchtgeräte von Twinstar ist jedoch in den vergangenen Jahren stets erstaunlich niedrig geblieben, die VK-Preise dagegen recht hoch und stabil.

Bei einem nichtsnutzenden Hokuspokusgerät wäre dies meiner Erfahrung nach nicht der Fall, es lohnt sich anscheinend, dem nachzugehen. Ich werde dann hier berichten!
Von Welsen ver(b)arscht, vom Regenbogen gefischt...

www.deppenapostroph.info